Die AfD kritisiert, und das ist gut so, die Vetternwirtschaft bei den sogenannten Block- oder Systemparteien. Doch der Aufstellungsparteitag, abgehalten während 5 Tagen im Juli und August, zur Europawahl lässt die Frage aufkommen, ob bei der AfD nicht mittlerweile genau solche Machenschaften wie den anderen Einzug gehalten haben?
Da erklärt eine 26 jährige Bewerberin um einen Listenplatz, Marie-Thérèse Kaiser, 21 Jahre Berufserfahrung zu haben, weil sie im Alter von 4 Jahren als Modell gearbeitet hat.
Kaiser erklärte auf Nachfrage, es gebe zwar keine Ausbildung für Models, sie habe also keine abgeschlossene Berufsausbildung. Aber: „Ich habe in diesem Haifischbecken mein ganzes Leben lang gearbeitet. Und wer in der Modeindustrie gearbeitet hat, der wird die Politik als Streichelzoo verstehen.“ Allerdings wurde Kaiser auch nicht gewählt. Ein fades G’schmäckle bleibt allemal. Frau Kaiser arbeitet für den parlamentarischen Geschäftsführer der AfD im Bundestag, Bernd Baumann.
Ja kupfert die AfD jetzt schon bei den Grünen ab?
Ein anderer Kandidat, Arno Bausemer aus Sachsen-Anhalt, wurde bereits auf den Listenplatz 10 gewählt. Doch nun stellte sich heraus, Bausemer hat in seiner Kandidatenrede gelogen. So gab Bausemer an, beim MDR ein Volontariat als Journalist abgeschlossen zu haben. Das wurde zwischenzeitlich vom MDR bestritten.
Doch für wahre Unruhe innerhalb der AfD sorgte die Causa Listenplatz 14, mit dem offenbar eine Seilschaft einher geht. Mary Khan-Hohloch ist die Ehefrau von Dennis Hohloch, parlamentarischer Geschäftsführer der AfD im Landtag Brandenburg. Mary Khan-Hohloch ist 1994 geboren und will schon seit 2015 „intensiv“ für die Junge Alternative am Werk gewesen sein. Khan-Hohloch gab an, ein „Studium der Religionswissenschaften, Öffentliches Recht und Schwerpunkt Europarecht“ absolviert zu haben. Zudem habe sie vier Jahre Berufserfahrung außerhalb der Politik. Doch daran gibt es erhebliche Zweifel. Khan-Hohloch gab erst im Oktober 2018 als Kandidatin für die hessische Landtagswahl an, sie sei Studentin der Politikwissenschaften und der Religionswissenschaften.
Nun gibt es einen Geschäftsordnungsantrag auf Neuwahl des Listenplatzes 14. Den üblichen Hassern der AfD wird dazu sicher alles mögliche einfallen, nicht aber, dass eine Perserin in der so gerne als rechtsextreme Partei beschimpfte Partei in eine Abordnung gewählt wurde. Und doch sollte auch eine AfD lernen, dass zwar Demokratie Demokratie bedeutet, aber manchmal sollte man aus strategischen Gründen besser nicht kandidieren.
Und was die Demokratie angeht. Der Verfassungsschutzchef Thomas Haldenwang konnte sich nicht verkneifen, ununterbrochen gegen die Kandidaten der AfD zu ätzen, und zwar vor und während der Wahlgänge. Das ist aber unlauter und widerspricht jeder Form der Demokratie. Die AfD erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen Haldenwand, abwertende Äusserungen vor und während der Wahl zu unterlassen.