Die Energiewende sollte die Welt retten vor zuviel CO2, vor steigenden Meeresspiegeln und vor der Klimaerwärmung. Deutschland sollte sich wieder zum grossen Macher aufspielen und den anderen Zeigen, wo der Hammer hängt. Doch die anderen zeigen uns den Mittelfinger und unser Volk der Regierung. Jetzt schlagen schon Tankstellenpächter Alarm und lamentieren, sie gehen bald pleite.

Deutschland will wieder einmal die Welt retten. Die Allmachtsphantasien der Politiker und der Schulkinder kennen dabei keine Grenzen. Deutschland mit seinen 84 Millionen Einwohnern will den bald 8 Milliarden Menschen dieser Erde zeigen, wo der Hammer hängt und im Alleingang durch maximale Preistreiberei bei den Steuern den grossen Wurf schaffen. Keine Atomkraftwerke mehr, keine Kohlekraftwerke mehr, keine Gaskraftwerke mehr und schon gar kein billiges Benzin mehr. Umsetzung sofort per Steuererhöhung. Deutschland kann das. Doch Deutschlands Volk zeigt Deutschland den Mittelfinger. Heute sind die Benzinpreise so hoch wie noch niemals zuvor. Die Grünen freuen sich. Endlich tankt das Volk weniger, weil das Volk es sich nicht leisten kann zu tanken. Sollen die doch zusehen, wie sie zur Arbeit kommen. Doch was macht das Volk? Es fährt ins Ausland zum tanken. Und dabei sind nicht nur die Ost-Bundesländer fein raus, selbst in der für Deutsche wahnsinnig teuren Schweiz ist das Benzin mittlerweile preiswerter als in Deutschland.

Selbst in der Schweiz ist das Benzin preiswerter als in Deutschland

Ich selbst fahre diese Woche ins 160 Kilometer entfernte Stettin zum tanken. Und zum einkaufen. Benzin kostet in Polen um 50 Cent weniger der Liter als in Deutschland. 30 Euro spare ich pro Tankfüllung von 60 Litern. Da stellt sich die Frage nach der Lohnenswertigkeit überhaupt nicht mehr. 40 Euro kostet mich die Fahrt hin und zurück an Benzin. Und die restlichen 10 Euro, die hole ich an Reservekanister, Zigaretten und Lebensmittel bei weitem raus. In Polen kostet alles wesentlich weniger und das, obwohl auch hier die Inflation gnadenlos zuschlägt. Schöner Nebeneffekt, die Qualität der Lebensmittel ist bei weitem besser als in Deutschland. Die Polen packen nur halb so viel Zucker in ihre Lebensmittel wie die Deutschen. Unsere Stettinrunde ist immer gleich, Carrefour, Castorama, Biedronka, Tanken, Cafe Koch, nach Hause. Der wesentlich nähere Polenmarkt Hohenwutzen mit seinen 700 Händlern ist uns zu voll. Da geht halb Berlin einkaufen. Sind ja auch nur rund 60 Kilometer. Und seit die Preise in Deutschland ins unermeßliche gestiegen sind, ist es hier noch viel voller. Jetzt vor Weihnachten bieten noch viel mehr Händler ihre Waren feil. Die Kuchen in riesiger Auswahl schmecken hier wie früher bei Oma. Traumhaft.

Deutschland kauft jetzt im Ausland

Doch ich schweife ab. Weite Teile der Bevölkerung, die grenznah lebt, also so etwa bis 150 Kilometer von einer Grenze entfernt, fahren mittlerweile ins Ausland zum tanken und zum einkaufen. In Tschechien gab es vergangenes Wochenende Wartezeiten von bis zu einer Stunde an den Tankstellen. Die Tschechen lachen über uns Deutsche, weil wir sogar mit Benzinkanistern an die Tankstellen kommen. Wenn wir eines geschafft haben, in 16 Jahren Merkeldiktatur, dann, dass die Welt über uns lacht. In Bayern gab es am Wochenende Interviews mit Tankstellenpächtern an ihren verwaisten Tankstellen. Fast alle erklärten, sie würden nicht mehr lange durchhalten können, weil keine Kunden mehr kommen. In einem Grenzort zu Österreich fiel der Bürgermeisterin nichts besseres ein, als laut über eine Maut nachzudenken, um die Leute davon abzuhalten, durch ihren Ort zu fahren. Es sollen Preise getrieben werden, um die abzuhalten, die vor der Preistreiberei flüchten. Ganz große Idee.

Die Energiewende funktioniert

Aber man sieht, die Energiewende funktioniert. In Deutschland wird kaum noch fossiler Brennstoff verkauft. Den Umsatz machen jetzt die Länder um Deutschland herum. Ausser in den Pro-EU Ländern Frankreich, Benelux und Dänemark. Da ist Benzin gleich oder gar teurer. Dafür freuen sich Polen, Tschechen und Österreicher bei Benzinpreisen zwischen 1,20 und 1,30 und die Schweizer zu 1,50. Und wer es richtig gut drauf hat, für den könnten sich sogar die 600 Kilometer durch Polen bis nach Weißrussland rechnen, denn da kostet der Liter Super gerade einmal 0,70 Euro.
Darüber sollte man einmal nachdenken, wenn es von unserer Regierung wieder heißt, es läge an den hohen Rohölpreisen. Wenn nächstes Jahr der Benzinpreis um weitere 0,07 Euro steigt, wegen der CO2 Abgabe, dürften sich noch ganz andere Überlegungen auftun. Nur eines hat bei der ganzen Energiewende nicht funktioniert. Das weniger gefahren wird. Ganz im Gegenteil.

Von KBA