Die Humboldt-Universität Berlin wurde gestern Schauplatz eines dramatischen Polizeieinsatzes, als rund 350 Beamte einen besetzten Hörsaal räumen mussten. Was als politische Protestaktion begann, entwickelte sich zu einer mehrstündigen Konfrontation mit gefährlichen Eskalationen und hinterließ massive Sachschäden auf dem Campus.
Bereits am frühen Nachmittag hatten sich 89 Aktivisten Zutritt zum Emil-Fischer-Hörsaal verschafft und die Zugänge mit Barrikaden blockiert. Zeitgleich formierte sich vor dem Gebäude eine zunächst 30-köpfige Menschenmenge, die innerhalb kurzer Zeit auf etwa 120 Personen anwuchs. Augenzeugen berichteten von lautstarken Parolen und palästinensischen Symbolen, darunter Fahnen und die umstrittenen Palästinensertücher.
Die Lage eskalierte, als aus den Fenstern des Hörsaals plötzlich bengalische Flammen und andere pyrotechnische Gegenstände auf den Vorplatz geschleudert wurden. Besonders provozierend wirkte der Moment, als Unbekannte eine gelbliche Flüssigkeit – mutmaßlich Urin – in Richtung der eingesetzten Polizeikräfte gossen. Die Beamten standen unter Hochspannung, als sie gleichzeitig verhindern mussten, dass weitere Personen in das bereits überfüllte Gebäude strömten.
An den Wänden des historischen Hörsaals tauchten binnen kurzer Zeit großflächige Graffiti mit politischen Parolen auf, darunter auch umstrittene Losungen, die in die Nähe von Terrorverherrlichung gerückt werden. Universitätsmitarbeiter zeigten sich entsetzt über die Zerstörungswut: “Sie haben nicht nur protestiert, sie haben systematisch demoliert”, berichtete ein Augenzeuge unter Verweis auf herausgerissene Hörsaalbänke und demontierte Innentüren.
Gegen 17 Uhr eskalierte die Situation vollends. Auf Bitten der Universitätsleitung stürmten Spezialeinheiten den Hörsaal. Mit schwerem Gerät brachen sie die verbarrikadierten Türen auf, wobei es zu erheblichen Materialschäden kam. Die Räumung gestaltete sich als zähes Unterfangen, da einige Besetzer erbitterten Widerstand leisteten. In mehreren Fällen kam es zu Handgreiflichkeiten, bei denen zwei Polizeibeamte verletzt wurden.
Während die Identitäten der 95 Festgenommenen überprüft wurden, entlud sich die aufgeheizte Stimmung erneut: Ein freigelassener Journalist beleidigte einen Kollegen, der über die Polizeimaßnahmen berichtete. Erst gegen 20 Uhr kehrte auf dem Campus wieder Ruhe ein – zurück blieben verwüstete Räumlichkeiten und eine verunsicherte Universitätsgemeinschaft.
Die juristischen Folgen sind gravierend: Die Staatsanwaltschaft leitete 100 Ermittlungsverfahren ein, darunter schwere Vorwürfe wie Landfriedensbruch, Volksverhetzung und Verwendung terroristischer Symbole. Universitätspräsidentin Julia von Blumenthal verurteilte die Aktion scharf: “Weder Gewalt noch Sachbeschädigung sind akzeptable Formen des Protests.” Der Vorfall wirft grundsätzliche Fragen auf: Wie weit darf politischer Aktivismus auf dem Campus gehen? Und wo beginnt die Verantwortung der Universitäten, ihre Räume vor Missbrauch zu schützen?
Experten befürchten bereits Nachahmungstaten. Die Berliner Politik diskutiert unterdessen über verschärfte Sicherheitsmaßnahmen für Hochschulen. Klar ist: Der Schock über die Bilder von brennenden Fackeln aus Universitätsfenstern wird noch lange nachwirken.