In letzter Zeit häufen sich die Stimmen aus der Politik, die eine vermeintliche militärische Bedrohung durch Russland beschwören und damit die Notwendigkeit begründen, das deutsche Gesundheitssystem „kriegstauglich“ zu machen. Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) fordert einen bundesweiten „Zivilen Operationsplan“, um die medizinische Versorgung im Falle eines Krieges sicherzustellen. Doch während die Politik mit solchen Forderungen die Bevölkerung auf einen drohenden Ernstfall einschwört, stellt sich die Frage: Ist das wirklich notwendig – oder handelt es sich hier um überzogene Kriegsrhetorik, die mehr schadet als nützt?
Fakt ist: Deutschlands Gesundheitssystem steht bereits im Friedensmodus vor enormen Herausforderungen. Krankenhäuser schließen in rasantem Tempo, Ärztemangel auf dem Land ist allgegenwärtig, und die medizinische Infrastruktur ist oft überlastet. Im Landkreis Ostprignitz-Ruppin etwa gibt es nur zwei Krankenhäuser für 100.000 Menschen. Die Schließung der HNO-Abteilung im Universitätsklinikum Brandenburg hat die Versorgungslücke weiter vergrößert. Bei einem Massenunfall oder einer größeren Krise wäre das System heute schon überfordert. Statt also über hypothetische Kriegsszenarien zu diskutieren, sollte die Politik endlich die akuten Probleme im Gesundheitswesen angehen.
Die Frage, ob Russland tatsächlich eine reale Bedrohung für Deutschland darstellt, bleibt dabei offen. Während die einen vor einer Invasion warnen, sehen andere darin eher politische Panikmache. Fakt ist: Deutschland ist weder militärisch noch zivil auf einen Krieg vorbereitet – und das ist vielleicht auch gar nicht nötig. Statt die Bevölkerung mit Kriegsszenarien zu verunsichern, sollte die Politik lieber dafür sorgen, dass die Gesundheitsversorgung im Hier und Jetzt funktioniert. Denn ein Land, das im Frieden nicht einmal seine Krankenhäuser am Laufen halten kann, wird im Ernstfall kaum handlungsfähig sein.
Es ist an der Zeit, die Debatte zu versachlichen. Statt über Krieg zu spekulieren, sollten wir uns darauf konzentrieren, das Gesundheitssystem so zu stärken, dass es den realen Herausforderungen gewachsen ist – sei es eine Pandemie, eine Naturkatastrophe oder einfach der tägliche Bedarf an medizinischer Versorgung. Denn nur ein funktionierendes Gesundheitssystem im Frieden kann im Ernstfall wirklich resilient sein. Alles andere ist bloße Symbolpolitik – und die hilft niemandem.
Illustration: Klaus Baumdick