Es ist ein sonniger Nachmittag, als ich mich durch die Webseite der „Neuen Generation“ klicke. Die Seite ist modern gestaltet, mit klaren Linien und einer Farbpalette, die Vertrauen und Seriosität ausstrahlen soll. Große Überschriften verkünden: „Wir sorgen dafür, dass nicht das Geld unsere Gesellschaft regiert, sondern wir Menschen selbst eine Stimme haben.“ Ein nobles Ziel, denke ich mir. Doch je tiefer ich in die Inhalte eintauche, desto mehr Fragen drängen sich auf. Ist diese Bewegung wirklich so demokratisch, wie sie sich gibt? Oder verbirgt sich hinter der progressiven Fassade eine gefährliche Nähe zu autoritären Methoden? Die Videos auf Instagram deuten auf letzteres.

Ein Besuch auf neuegeneration.com

Die Webseite der „Neuen Generation“ präsentiert sich als eine Bewegung, die für soziale Gerechtigkeit, Demokratie und eine gerechtere Gesellschaft kämpft. Sie positioniert sich klar gegen rechtsradikale Parteien wie die AfD und betont, dass sie sich für eine offene und inklusive Gesellschaft einsetzt. „Wir sind die Stimme derjenigen, die keine Lobby haben“, heißt es in einem ihrer Slogans. Klingt gut, denke ich. Doch dann stoße ich auf eine Praxis, die mich stutzig macht: die Markierung von Waren und Gebäuden, die mit der AfD oder anderen als rechts eingestuften Gruppen in Verbindung stehen.

Die Markierung von Waren und Gebäuden: Eine gefährliche Parallele

Die „Neue Generation“ ruft dazu auf, Geschäfte, Unternehmen oder Gebäude zu markieren, die mit der AfD in Verbindung stehen. Diese Praxis soll dazu dienen, die Öffentlichkeit zu informieren und Boykotte zu fördern. Doch mir kommt sofort ein historischer Vergleich in den Sinn: die Markierung jüdischer Geschäfte und Häuser durch die Nationalsozialisten.

Während der NS-Zeit wurden jüdische Geschäfte mit gelben Sternen oder Schildern wie „Jude“ gekennzeichnet, um sie zu stigmatisieren und aus der Gesellschaft auszugrenzen. Diese Maßnahmen waren Teil einer systematischen Politik der Diskriminierung, die schließlich in der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung gipfelte. Die „Neue Generation“ nutzt ähnliche Methoden, indem sie Orte markiert, die mit der AfD in Verbindung stehen. Auch wenn die Intention möglicherweise eine andere ist – nämlich die Bekämpfung rechtsradikaler Tendenzen –, so ist die Methode dennoch höchst problematisch.

Ich frage mich: Ist es wirklich demokratisch, politische Gegner auf diese Weise zu stigmatisieren? Schafft dies nicht eine Kultur der Denunziation und Ausgrenzung, die in einer demokratischen Gesellschaft keinen Platz haben sollte?

Hetze gegen die AfD: Demokratie oder autoritäre Tendenzen?

Die „Neue Generation“ positioniert sich klar gegen die AfD und bezeichnet diese als rechtsradikal und undemokratisch. Dabei nutzt sie eine aggressive Rhetorik, die darauf abzielt, die AfD und ihre Anhänger zu diskreditieren und zu isolieren. „Die AfD ist eine Gefahr für unsere Demokratie“, heißt es auf der Webseite. Während die Kritik an rechtsextremen Parteien in einer Demokratie legitim und notwendig ist, stellt sich die Frage, ob die Methoden der „Neuen Generation“ selbst demokratisch sind.

Die pauschale Hetze gegen eine politische Partei und ihre Anhänger erinnert an autoritäre Regime, in denen politische Gegner diffamiert und ausgeschaltet werden. In einer Demokratie sollte der politische Diskurs auf Argumenten und Fakten basieren, nicht auf pauschaler Stigmatisierung und Ausgrenzung. Die „Neue Generation“ läuft Gefahr, genau die Methoden anzuwenden, die sie selbst kritisiert: die Unterdrückung von Meinungen und die Schaffung eines Feindbildes.

Der Zusammenhang zum Faschismus

Die Parallelen zwischen den Methoden der „Neuen Generation“ und denen des Faschismus sind nicht zufällig. Faschistische Regime zeichnen sich durch eine Reihe von Merkmalen aus, die auch bei der „Neuen Generation“ zu erkennen sind:

  1. Schaffung von Feindbildern: Faschistische Regime definieren sich oft durch die Abgrenzung gegen einen vermeintlichen Feind – sei es eine ethnische Gruppe, eine politische Partei oder eine Ideologie. Die „Neue Generation“ macht die AfD und rechtsradikale Tendenzen zu ihrem Feindbild und nutzt dies, um ihre eigene Identität zu stärken.
  2. Stigmatisierung und Ausgrenzung: Die Markierung von Waren und Gebäuden ist ein klassisches Mittel der Stigmatisierung, das in faschistischen Regimen verwendet wird, um bestimmte Gruppen aus der Gesellschaft auszugrenzen. Die „Neue Generation“ nutzt diese Methode, um politische Gegner zu ächten.
  3. Autoritäre Tendenzen: Die pauschale Diffamierung einer politischen Partei und ihrer Anhänger zeigt autoritäre Tendenzen, die dem demokratischen Diskurs widersprechen. In einer Demokratie sollte die Auseinandersetzung mit politischen Gegnern auf Argumenten und nicht auf Hetze basieren.
  4. Utopische Visionen: Faschistische Regime versprechen oft eine utopische Zukunft, in der alle Probleme gelöst sind. Die „Neue Generation“ verspricht eine Gesellschaft, in der das Geld nicht mehr regiert und die Menschen selbst die Macht haben. Diese Vision mag auf den ersten Blick attraktiv erscheinen, birgt aber die Gefahr, dass sie mit undemokratischen Mitteln durchgesetzt wird.

Sozialismus als Ziel: Demokratie oder Diktatur?

Die „Neue Generation“ strebt eine Gesellschaft an, in der das Geld nicht mehr die Macht hat und die Menschen selbst über ihr Schicksal bestimmen können. Dieses Ziel lässt sich als sozialistisch oder zumindest sozialistisch inspiriert beschreiben. Doch die Frage ist, wie dieses Ziel erreicht werden soll.

Historisch gesehen haben sozialistische Regime oft autoritäre oder sogar totalitäre Methoden angewendet, um ihre Ziele durchzusetzen. Die Unterdrückung politischer Gegner, die Kontrolle der Wirtschaft und die Einschränkung individueller Freiheiten waren oft die Folge. Die „Neue Generation“ muss sich die Frage gefallen lassen, ob sie bereit ist, demokratische Prinzipien zu opfern, um ihre Vision einer gerechteren Gesellschaft zu verwirklichen.

Ein Besuch bei den Aktivisten

Um mehr über die „Neue Generation“ zu erfahren, beschließe ich, eine ihrer Online-Veranstaltungen zu besuchen. Die Atmosphäre ist geprägt von Enthusiasmus und Überzeugung. Die Redner sprechen von einer „neuen Ära der Gerechtigkeit“ und einer „Welt, in der alle Menschen gleich sind“. Doch zwischen den Zeilen höre ich auch eine aggressive Rhetorik, die darauf abzielt, politische Gegner zu diskreditieren.

Ich spreche mit einem jungen Aktivisten, der mir stolz von den Aktionen zur Markierung von AfD-nahen Geschäften erzählt. „Wir müssen die Menschen darauf aufmerksam machen, wer hinter diesen Geschäften steckt“, sagt er. „Es ist unsere Pflicht, gegen rechtsradikale Tendenzen zu kämpfen.“ Ich frage ihn, ob er nicht befürchtet, dass diese Methoden zu einer Kultur der Denunziation führen könnten. Er schaut mich verwirrt an. „Wir kämpfen für das Gute“, sagt er. „Da gibt es keine Kompromisse.“

Demokratie braucht demokratische Methoden

Die „Neue Generation“ präsentiert sich als demokratische Bewegung, die gegen rechtsradikale Tendenzen kämpft und eine gerechtere Gesellschaft anstrebt. Doch ihre Methoden – die Markierung von Waren und Gebäuden, die pauschale Hetze gegen politische Gegner und die utopischen Versprechen – zeigen Parallelen zu autoritären und faschistischen Praktiken.

In einer Demokratie ist es wichtig, dass politische Auseinandersetzungen auf Argumenten und nicht auf Stigmatisierung und Ausgrenzung basieren. Die „Neue Generation“ läuft Gefahr, genau die Methoden anzuwenden, die sie selbst kritisiert. Wenn sie wirklich demokratisch sein will, muss sie ihre Methoden überdenken und sich für einen offenen und fairen Diskurs einsetzen.

Die Geschichte zeigt, dass autoritäre Methoden, selbst wenn sie im Namen einer guten Sache angewendet werden, oft zu Unterdrückung und Unfreiheit führen. Die „Neue Generation“ sollte sich daran erinnern, dass Demokratie nicht nur ein Ziel, sondern auch ein Weg ist – und dass dieser Weg demokratisch sein muss.

Ein Appell an die Vernunft

Als ich die Veranstaltung verlasse, bin ich nachdenklich. Die „Neue Generation“ hat zweifellos gute Absichten, doch ihre Methoden sind fragwürdig. In einer Zeit, in der die Demokratie weltweit unter Druck steht, ist es wichtiger denn je, dass wir uns an demokratische Prinzipien halten. Nur so können wir eine wirklich gerechte und freie Gesellschaft schaffen.

Die „Neue Generation“ sollte sich fragen, ob sie Teil des Problems oder Teil der Lösung sein will. Denn Demokratie bedeutet nicht nur, für das Gute zu kämpfen, sondern auch, die Mittel zu wählen, die diesem Ziel gerecht werden.

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Von Dolma Tsering

Name: Dolma Tsering Alter: 28 Jahre Geburtsort: Lhasa, Tibet Biografie: Dolma wurde am 15. Februar 1997 in Lhasa, der kulturellen Hauptstadt Tibets, geboren. Schon in ihrer Kindheit entwickelte sie eine Leidenschaft für Geschichtenerzählen und Ausdrucksformen der Kunst. Tsering verbrachte viel Zeit damit, die alten Legenden und Geschichten ihrer Kultur zu erkunden, was sie dazu inspirierte, Journalistin zu werden. Ausbildung: Nach ihrem Abschluss an einer tibetischen Schule setzte Tsering ihre Ausbildung in Lhasa fort und studierte Journalismus und Kommunikationswissenschaften. Während ihres Studiums wurde ihr bewusst, wie wichtig es ist, die tibetische Stimme in der Weltöffentlichkeit zu vertreten. Sie engagierte sich aktiv in studentischen Medien und berichtete über soziale Themen, die für ihr Volk von Bedeutung waren. Flucht und Engagement: Im Jahr 2017 wurde die Situation in Tibet zunehmend repressiv. Tserings kritische Berichte über die Menschenrechtslage führten dazu, dass sie von den chinesischen Behörden verfolgt wurde. Um ihrer Familie und sich selbst zu schützen, flüchtete sie über die Himalaya-Berge nach Nepal. In Kathmandu angekommen, stand Tsering vor neuen Herausforderungen. Trotz der Unsicherheit und der Belastungen des Flüchtlingslebens nutzte sie ihre journalistischen Fähigkeiten, um die Geschichten ihrer Landsleute zu dokumentieren. Aktuelle Tätigkeit: Heute arbeitet Tsering als freie Journalistin und Aktivistin. Sie setzt sich für die tibetische Gemeinschaft ein und berichtet über die Entwicklungen in der Region. In ihrem Blog gibt sie Einblicke in das Leben tibetischer Flüchtlinge, die Herausforderungen der Diaspora und die Hoffnung auf eine Zukunft in einem freien Tibet. Ziele und Visionen: Tserings Traum ist es, eine Plattform für tibetische Stimmen zu schaffen, die in der globalen Medienlandschaft oft übersehen werden. Sie möchte eine Bewegung initiieren, die junge tibetische Journalisten unterstützt und ihnen die Möglichkeit gibt, ihre Geschichten zu erzählen. Hobbys: Neben ihrer journalistischen Arbeit liebt Tsering es, zu fotografieren und die Natur Tibets in all ihrer Schönheit festzuhalten. Sie engagiert sich auch in der Gemeinschaft, indem sie Workshops zur Medienbildung für junge Flüchtlinge anbietet.

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