Einleitung: Warum nach Haiti auswandern?

Haiti, der westliche Teil der Karibikinsel Hispaniola, ist ein Land mit faszinierender Kultur, atemberaubender Natur und einer bewegten Geschichte. Doch ein Umzug in das ärmste Land der westlichen Hemisphäre erfordert besondere Vorbereitung.


1. Grundlegende Fakten über Haiti

  • Hauptstadt: Port-au-Prince
  • Amtssprachen: Französisch (offiziell), Haitianisch-Kreol (Umgangssprache)
  • Währung: Haitianische Gourde (HTG), 1 € ≈ 130 HTG (Stand 2023)
  • Bevölkerung: ~11,5 Millionen
  • Klima: Tropisch (25–35°C), Regenzeit April–November
  • Besonderheit: Erster unabhängiger schwarzer Staat (1804), stark von Voodoo-Kultur geprägt

Pro & Contra der Auswanderung

Vorteile:

  • Extrem niedrige Lebenshaltungskosten
  • Faszinierende kreolische Kultur
  • Keine Massentourismus-Infrastruktur
  • Strategische Lage in der Karibik

Nachteile:

  • Chronische politische Instabilität
  • Hohe Kriminalitätsrate
  • Schlechte Infrastruktur (Strom, Wasser, Straßen)
  • Begrenzte medizinische Versorgung
  • Häufige Naturkatastrophen (Erdbeben, Hurrikane)

2. Einreise und Aufenthaltsgenehmigungen

A) Kurzaufenthalt (Touristenvisum)

  • Visumsfrei für Deutsche bis 90 Tage
  • Voraussetzungen:
  • Rückflugticket
  • Nachweis ausreichender Mittel (~100 US$/Tag)
  • Gelbfieberimpfung (bei Einreise aus Risikoländern)

B) Langzeitaufenthalt (Residenzvisum)

  1. Arbeitsvisum:
  • Vorab-Stellenangebot erforderlich
  • Arbeitserlaubnis durch haitianischen Arbeitgeber
  • Gültigkeit: 1 Jahr (verlängerbar)
  1. Investorenvisum:
  • Mindestinvestition: 50.000 US$ in lokale Wirtschaft
  • Besonderheit: Schnellere Bearbeitung
  1. Rentnervisum:
  • Nachweis monatliches Einkommen (ab 1.500 US$)
  • Keine Erwerbstätigkeit erlaubt
  1. Ehevisum:
  • Heirat mit haitianischem Staatsbürger
  • Mehrjähriger Aufenthalt möglich

C) Daueraufenthalt (Permanent Residence)

  • Nach 3 Jahren ununterbrochenem Aufenthalt möglich
  • Verzicht auf ursprüngliche Staatsangehörigkeit erforderlich

Wichtig: Alle Dokumente müssen legalisiert und ins Französische übersetzt werden. Die Bearbeitung kann mehrere Monate dauern.


3. Lebenshaltungskosten (2023)

Wohnen (monatlich)

WohnformPort-au-PrinceProvinz
1-Zimmer-Apartment (Zentrum)300–600 US$150–300 US$
3-Zimmer-Haus (gehobene Lage)800–1.500 US$400–800 US$
Villa mit Poolab 2.000 US$ab 1.000 US$

Besonderheit: Die meisten Ausländer leben in abgesicherten Compounds in Pétion-Ville (bessere Infrastruktur).

Lebensmittelpreise

  • 1 kg Reis: 1,50 US$
  • 1 l Milch: 2 US$
  • 1 kg Hühnerfleisch: 4 US$
  • 1 Dutzend Eier: 3 US$
  • Importierter Wein (Flasche): 15–30 US$

Dienstleistungen

  • Haushaltshilfe (monatlich): 150–300 US$
  • Sicherheitsdienst (24/7): 500–1.000 US$
  • Internet (unbegrenzt): 60–100 US$

Fazit: Ein Paar kann mit 1.500–2.500 US$/Monat komfortabel leben, wobei Sicherheitsausgaben einen großen Posten darstellen.


4. Arbeitsmöglichkeiten für Ausländer

Branchen mit Potenzial

  1. Humanitäre Hilfe:
  • NGOs (UN, Roter Kreuz etc.)
  • Durchschnittsgehalt: 2.000–5.000 US$/Monat
  1. Tourismus:
  • Luxushotels (z.B. in Jacmel)
  • Tauchbasen
  • Gehälter: 800–2.000 US$
  1. Import/Export:
  • Baumaterialien
  • Lebensmittel
  • Solarenergie
  1. Landwirtschaft:
  • Kaffeeanbau
  • Mangos für Export

Arbeitsrechtliche Besonderheiten

  • 48-Stunden-Woche
    1. Monatsgehalt üblich
  • Kündigungsschutz nach 3 Monaten

Warnung: Lokale Arbeitsverträge sind oft mündlich – schriftliche Vereinbarungen unbedingt empfehlen!


5. Sicherheitslage und praktische Tipps

Kriminalitätsprävention

  • Keine nächtlichen Fußwege
  • Kein auffälliger Schmuck
  • Immer Begleitung durch lokalen Fahrer
  • Sicherheitszäune mit Stacheldraht empfehlenswert

Gesundheitsvorsorge

  • Impfungen: Hepatitis A/B, Typhus, Tollwut
  • Malaria-Prophylaxe: Notwendig in ländlichen Gebieten
  • Krankenhäuser:
  • Bestes Privatkrankenhaus: Hôpital du Canapé Vert (Port-au-Prince)
  • Notfall-Evakuierung versichern!

Naturkatastrophenvorsorge

  • Erdbebensicheres Bauen
  • Hurrikan-Saison (Juni–November) beachten
  • Trinkwasservorrat anlegen

6. Kulturelle Besonderheiten

Umgangsformen

  • Begrüßung mit Handschlag üblich
  • Titel (Doktor, Ingenieur) wichtig
  • Pünktlichkeit nicht streng

Voodoo-Kultur

  • Offizielle Religion neben Christentum
  • Zeremonien für Touristen oft inszeniert
  • Respektvoller Umgang empfohlen

Deutsche Spuren

  • Sans-Souci-Palast (Weltkulturerbe)
  • Deutsche Kolonialgeschichte (19. Jh.)
  • Kleine deutsche Gemeinde in Pétion-Ville

7. Fazit: Für wen lohnt sich die Auswanderung?

Geeignet für:

  • Entwicklungshelfer
  • Abenteurer mit hohem Sicherheitsbewusstsein
  • Unternehmer mit lokalen Kontakten

Nicht geeignet für:

  • Familien mit Kindern
  • Personen mit chronischen Erkrankungen
  • Sicherheitsbedürftige

Letzter Rat: Vor der endgültigen Entscheidung mindestens 3 Monate Probeaufenthalt einplanen!


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