New York, London, Paris, Rio de Janeiro, ja sogar Kairo, Moskau und Peking – alle haben mindestens zwei Dinge gemein. Mehr als eine Million Einwohner um eine Metropole sein zu dürfen und Flughäfen. Nicht nur einen, mindestens zwei oder noch mehr Flughäfen gehören zu den Metropolen dieser Welt.
Doch eine Metropole ist anders. Wie ein kleines gallisches Dorf namens Berlin. Wie so oft muss Berlin alles anders machen. Seien es wirre pop-up Radwege und Autoverbote in der Stadt oder sogenannte Parklets. Das sind Flächen im öffentlichen Verkehrsraum, um diesen gerecht unter allen Verkehrsteilnehmern zu verteilen und somit für Fussgänger und Radfahrer exklusiv zu reservieren. Mitten auf der Hauptverkehrsstraße. Sicher, die Parklets haben schon vor ein paar Jahren nicht funktioniert und man hatte sie wieder abgeschafft. Doch weil Sozialisten und Kommunisten, die in Berlin seit langer Zeit das sagen haben, bekanntermaßen absolut lernresistent sind, wird man den Versuch der Parklets in Berlin jetzt nochmal versuchen.

Und weil sie so lernresistent sind, haben sie gleich die einzige Metropole der Welt geschaffen, die über keinen eigenen Flughafen verfügt und damit Berlin zur Lachnummer der Welt gemacht. Denn die Hauptstadt hat nicht einmal einen Flughafen im eigenen Bundesland. Der BER befindet sich bekanntermaßen in Brandenburg.

Das hat bereits direkt und indirekt mehr als zehntausend Arbeitsplätze gekostet. Der geschlossene Flughafen Berlin Tegel, TXL, war zum Beispiel Anlaufpunkt für tausende Taxen. Die dürfen aber den BER nicht anfahren, denn deren Lizenz gilt für Berlin, nicht aber für Brandenburg. Gerade einmal 300 Berliner Taxen haben eine Exklusivlizenz, den BER anfahren zu dürfen um Fahrgäste aufzunehmen.

Tegel, das war der beste Flughafen der Welt. Nicht nur, weil er mitten in der Stadt war. Man konnte fast bis zum Flugzeug mit dem Auto anfahren und hatte kürzeste Wege. Tegel erschloss ebenfalls den gesamten Brandenburger Norden und auch noch den Mecklenburger Süden. Der Brandenburger Norden hatte eine durchschnittliche Entfernung zum nächsten Flughafen von 60 Kilometern. Mit dem BER müssen Flugreisende nun aus Brandenburg raus und nach Berlin rein einmal durch Berlin durch und wieder aus Berlin raus nach Brandenburg rein. Durchschnittlich nun 150 Kilometer. Da fliegt man als Nord-Brandenburger am besten sofort über Hamburg. Der Flughafen Hamburg ist zwar knapp 200 Kilometer entfernt aber da man nicht durch die Dauerstaustadt Berlin fahren muss, etwa um eine Stunde schneller erreichbar. Mit dem Auto, keine Frage, denn die Eisenbahnanbindung des Brandenburger Nordens ist faktisch inexistent.

Jahrelang haben Bürgerinitiativen darum gebettelt, Tegel zu erhalten. Man hätte die Langstreckenflüge komplett an den BER abgeben können, Tegel war sowieso seit der Schließung von Tempelhof dauerhaft überlastet.
Nein, die rot/rot-grüne Regierung musste an ihren Plänen festhalten, Tegel mit Eröffnung des BER zu schließen.
Die rot/roten wegen ihrer Immobilienmauscheleien, denn die Immobilienpreise explodierten schier nach der Schliessung des TXL, und die Grünen wegen ihrer Umweltschutzparanoia.

CDU und FDP haben sich einmal, unmittelbar vor der Schließung von Tegel ganz vorsichtig gerührt und darum gebeten, TXL nicht zu schliessen.

Doch nun kam ein weiteres Problem zum tragen. Die AfD hat sich schon vor Jahren auf die Fahnen geschrieben, für die Offenhaltung des TXL zu kämpfen. Und weil sich Linke, Grüne, SPD, FDP und CDU in einem einig sind, nämlich grundsätzlich gegen die Anträge der AfD zu stimmen, egal ob sie gut oder nicht gut sind, AfD Anträge haben per Definition immer nicht gut zu sein. Wir erinnern uns an die von Merkel angeordneten Korrekturwahlen in Thüringen.

Nun will ich überhaupt nicht auf das Milliardengrab BER eingehen. Der BER hat in seiner noch immer nicht abgeschlossenen Bauphase Milliarden um Milliarden Euro gekostet. Während China ganze drei Flughäfen aus dem Boden gestampft hat, stritten wir uns um falsch verlegte Stromkabel.

Während SPD und Linke Deutschland erklärten, es würden sich bald auf dem Gelände des dann ehemaligen TXL die High-Tech Firmen nur so aneinanderreihen, passiert genau das, was unzählige schlaue Menschen seit Jahren propagierten, allen voran die Berliner AfD Fraktion. Wo kein Flughafen in der Nähe ist, wird gar nichts passieren. Dies spürt die Firma Bombardier in Hennigsdorf sehr deutlich. Der Zughersteller begrüsste noch vor wenigen Jahren täglich Gäste aus aller Welt. Mittlerweile wird offen darüber gesprochen, den Standort zu schließen, weil keine Kunden den zusätzlichen Zeitaufwand von mindestens zwei Stunden pro Strecke in Kauf nehmen wollen. Ganz zu schweigen von den Technikern der Schwesterfirma PPC aus Schweden. Die produzieren jetzt lieber komplett in Schweden, denn mal eben ins Hennigsdorfer Werk zu jetten, das geht seit BER nicht mehr. Etwa 5.000 Arbeitsplätze dürften direkt in den kommenden Jahren vakant werden. Für den dünn besiedelten Brandenburger Norden eine Katastrophe. Doch wer sich um Arbeitsplätze eben überhaupt nicht schert, sind die Parteien des rot/rot-grünen Regierungsspektrums des Landes Berlin.

Wie wenig man sich um die Belange des Bürgers schert, ließ schon Frau Bundeskanzler Merkel durchblicken, als sie forderte, wenigstens den Regierungsbereich des TXL weiter zu betreiben. Ganz nach dem Motto, was interessiert mich das Fußvolk? Hauptsache ich habe es bequem!

Nun könnte man sagen, jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen und man müsse nun damit klar kommen, ganz im Sinne von Merkels Flüchtlingspolitik und der Aussage, wo sie schonmal hier sind, können wir sie auch gleich behalten. Doch das völlige Versagen der Politik für den BER ist die viel zu kleine Auslegung des Flughafens. Die einzige Rettung für den BER war die Corona-Pandemie, welche den Flugbetrieb drastisch zusammenschrumpfte.
Sobald der Flugbetrieb wieder regulär startet, kommt die nächste Katastrophe. Der BER kann nicht mehr Passagiere aufnehmen als der TXL. Es ändert sich also überhaupt nichts. Außer den Flugzielen. Während man von TXL direkt nach China, Kanada oder die USA starten konnte, ist das am BER nicht mehr möglich. Die Lufthansa mit der gesamten Star-Alliance hat kein Interesse, den Frankfurt Hub um BER zu erweitern.

Während alle Flughäfen dieser Welt es schaffen, auf ihrer Webseite die angeflogenen Destinationen aufzulisten, ist der BER selbst damit überfordert und so muss man sich mühsam durch den Flugplan klicken um festzustellen, die weitesten Destinationen des BER sind Moskau und Teneriffa.
Damit ist der BER schon gleich zur nächsten Lachnummer verkommen. Von TXL startete alle drei Tage ein Direktflug nach Las Vegas, zwei mal die Woche nach Island und drei mal die Woche nach Peking.
Da stellt sich die Frage, was kann der BER überhaupt?

Glaubt man der AfD, die sich intensiv um einen Doppelbetrieb BER und TXL bemüht und dies wahrlich mit schlagkräftigen Argumenten untermauert, nicht viel.
Zu klein, zu teuer, zu ineffizient. Zu klein mag auf den ersten Blick nicht stimmen. Die Flächen sind wirklich großzügig bemessen. Vor allem, wenn der schwer bepackte Urlauber vom Parkhaus erst eine gefühlte halbe Stunde laufen muss, um sein Abfluggate zu erreichen. Wer in TXL länger als fünf Minuten zum Abfluggate brauchte, hatte schlichtweg schlecht geparkt.
Die geplante Kapazität des BER liegt bei maximal 50 Millionen Fluggästen jährlich.
Im letzten Jahr vor der Schliessung fertigte TXL fast 25 Millionen Fluggäste ab.
Zahlreiche Argumentationen rechneten bereits in den kommenden Jahren die Zahl der Fluggäste auf weit über 50 Millionen, was von den Regierungsparteien (Linke/SPD und Grüne) als schlechtrechnerei abgetan wurde.
Ende Juli 2021, mitten in der kurzzeitigen Unterbrechung der Corona-Pandemie, erreichte der BER seinen ersten verkehrsreichsten Tag mit 50.000 Passagieren. Dieser Tag sollte in einem total Chaos enden. Ein Taxi zu bekommen war schier unmöglich. Lediglich 600 Taxen haben eine Lizenz, überhaupt Passagiere am BER aufnehmen zu dürfen. Vom BER kann man als durchschnittliche Hin- und Rückfahrzeit gut über eine Stunde kalkulieren. Und so bildeten sich lange Schlangen an den Taxiständen im dieser Tage um 30 Grad warmen Brandenburg.
Dazu kamen handfeste Gerangel mit Taxifahrern, die keine Lizenz hatten und um Fahrgäste kämpften, was wiederum jene Taxifahrer mit Lizenz nutzten, um statt Touren zu fahren, die unliebsame Konkurrenz mit der typischen Berliner Gelassenheit, also Hupe, Mittelfinger und erhobene Faust, zu verscheuchen.

50.000 Passagiere am Tag, das entspricht hochgerechnet lediglich 18,25 Millionen Fluggästen im Jahr. Erinnert man sich dann an die hoch frequentierten Zeiten in Tegel, an denen bis zu 120.000 Passagiere abgefertigt wurden, wohlgemerkt, am Tag, reicht der schlimmste Albtraum nicht aus, der am BER auf die Fluggäste zukommen wird.
Damit wurden die schlimmsten Befürchtungen von Frank-Christian Hansel (AfD, Parlamentarischer Geschäftsführer im Abgeordnetenhaus Berlin) bei weitem übertroffen.

Hansel kämpft seit Jahren im Abgeordnetenhaus für einen Weiterbetrieb des TXL, wenigstens als Kurzstreckenflughafen für innerdeutsche oder Europa-1 weite Flüge. Das würde in TXL das Flugaufkommen auf ein Drittel des letzten Aufkommens reduzieren und TXL endlich wieder in den Bereich bringen, für den er immer ausgelegt war. Für diesen Bericht wurden mir freundlicherweise von Frank-Christian Hansel sämtliche Beiträge in Schriftform zur Verfügung gestellt. Alle Anträge, alle Redebeiträge, alle Interviews. Hansel hatte immer in tiefstem Schwarz gemalt und dafür wurde er immer wieder kritisiert. Doch jetzt zeigt sich, das tiefste Schwarz war nicht mal ein erahnenswertes leichtes grau. Die Flughafensituation konnte noch so negativ aufgezeigt werden, die jetzige Situation ist unbeschreiblich schlimmer.

Doch alle AfD-Anträge werden von allen anderen Parteien abgelehnt. Weil Anträge der AfD generell abgelehnt gehören, so die Auffassung der sich selbst als demokratische Parteien bezeichnenden Mitbewerber um die Wählergunst.
Wie weit es mit der Demokratie in Berlin her ist, zeigte sich erst 2019, als ein Volksbegehren zur Offenhaltung des TXL das notwendige Votum weit übertraf.
Berlins Bürgermeister Michael Müller erklärte nur lapidar, sich für Bürgerbegehren nicht zu interessieren. Und so wurde auch im Abgeordnetenhaus trotz positiver Abstimmung schlussendlich die Schließung des TXL weiter voran getrieben.

Wie zum Trotz baut Polen seinen Großflughafen in Warschau immer weiter aus. Bis zu 100 Millionen Fluggäste sollen hier einmal abgefertigt werden können. Im Jahr.
Ist erst einmal die neue Schnellfahrstrecke der Bahn zwischen Berlin und Warschau fertig, liegt die Reisezeit zwischen beiden Städten bei unter vier Stunden.
Eine unglaubliche Alternative, berechnet man den Aufwand, für Langstreckenflüge erst vom dauerüberfüllten BER nach Frankfurt/Main (FRA) zu fliegen oder alternativ in fast fünf Stunden in einem der dauerüberfüllten Züge mit defekten Toiletten und Klimaanlagen im Sommer bzw. Heizungen im Winter, der Deutschen Bahn zu reisen. Die Züge nach Polen sind meist wesentlich leerer und vor allem komfortabler als die der Deutschen Bahn. Und sie funktionieren. Schon lange sind sie vorbei, die Zeiten des Nachkriegspolen, des Ostblocks, wie es in den Köpfen vieler westdeutscher Bürger noch umherschwirrt. Polen ist fortschrittlicher, besser organisiert und sauberer als Deutschland. Nicht nur aus diesem Grund reisen viele Ostdeutsche ins benachbarte Polen in den Urlaub.

Warschau im Jahr 2021 [Iwona Castiello d’Antonio@unsplash.com]

Wahlweise könnte sicherlich auch der Flughafen Schwerin, auf halber Strecke zwischen Berlin und Hamburg zur Verfügung stehen. Wäre da nicht die Politposse um den Verkauf des Flughafens an einen chinesischen Investor, der zuerst seine Zahlungsverpflichtungen nicht einhielt und dann auch noch den Flughafen in die Insolvenz schickte.
Offiziell, möglicherweise um den Schein zu wahren, ist der Verkehrsflughafen Schwerin immer noch in Betrieb. Auf der Webseite, die seit dem Jahr 2008 nicht mehr geändert wurde, finden sich zahlreiche Ansprechpartner. Ob für Presseanfragen, der Vorfeldkontrolle oder des Flughafenmanagements. All diese vielen Telefonnummern haben eines gemein. Bei allen ertönt die freundliche Ansage vom Band, diese Rufnummer sei nicht bekannt. Auffallend ist, die Landesregierung bestand in den Wahlperioden zuvor maßgeblich aus SPD und Linken. Ein Schelm, wer böses dabei denkt. Bezeichnend ist allerdings die fehlende Motivation der Landesregierung auf Presseanfragen zum Thema Flughafen Schwerin zu antworten. Eine weitere Parallele zum BER. Aber der Flughafen Schwerin ist seine eigene Geschichte wert.

Und auch der BER wird nicht die letzte Berichterstattung erleben. Spätestens, wenn Corona vergessen ist und die Flughäfen wieder zu alten Formen auflaufen, wird der BER Brennpunkt der Journalisten werden.
Aber zuvor werden wir vom zweiten Untersuchungsausschuss im Berliner Abgeordnetenhaus hören. Hier will die AfD am 19. August liefern.

Von KBA