Berlin verzeichnet traurigen Rekord an Drogentoten – synthetische Substanzen auf dem Vormarsch
Während in ganz Deutschland die Zahl der Drogentoten im vergangenen Jahr leicht zurückging, erreichte die Hauptstadt einen bedrückenden Höchststand. Mit 294 Todesfällen durch illegalen Drogenkonsum markiert das Jahr 2023 den traurigen Höhepunkt einer besorgniserregenden Entwicklung in Berlin. Bundesweit sank die Zahl zwar um 90 Fälle auf 2.137, doch diese Entwarnung trügt, wie die aktuellen Daten des Bundesbeauftragten für Sucht- und Drogenfragen zeigen.
Hinter den nackten Zahlen verbirgt sich eine alarmierende Veränderung im Drogenmarkt. Synthetische Opioide wie Fentanyl und neue psychoaktive Substanzen haben sich zu heimlichen Killern entwickelt. Bundesweit starben 342 Menschen durch synthetische Opioide – ein historischer Höchstwert. Noch dramatischer fällt die Zunahme bei anderen neuen psychoaktiven Stoffen aus: Hier stieg die Zahl der Todesfälle um über 70 Prozent auf 154. Besonders betroffen ist die Hauptstadt, wo diese hochpotenten Substanzen zunehmend Straßendrogen beigemischt werden.
Ein besonders düsteres Kapitel dieser Entwicklung betrifft junge Menschen unter 30 Jahren. In dieser Altersgruppe stieg die Zahl der Drogentoten um 14 Prozent an. Viele dieser jungen Konsumenten unterschätzen die tödliche Gefahr, die von den neuen synthetischen Drogen ausgeht. Schon winzige Mengen können zu Atemstillstand führen, und oft wissen die Konsumenten nicht einmal, was sie törperlich zu sich nehmen.
Doch die eigentliche Tragödie liegt vielleicht in unserem Umgang mit dieser Krise. Wie Hendrik Streeck, der Bundesbeauftragte für Sucht- und Drogenfragen, kritisch anmerkt, fehlt es an grundlegenden Daten. In etwa der Hälfte aller Drogentodesfälle werden weder toxikologische Gutachten noch Obduktionen durchgeführt. Diese Wissenslücke macht es nahezu unmöglich, gezielte Präventionsmaßnahmen zu entwickeln oder gefährliche Substanzen rechtzeitig zu identifizieren.
Diese lokale Krise spiegelt einen globalen Trend wider. Der aktuelle Weltdrogenbericht verzeichnet mit 316 Millionen Drogenkonsumenten einen historischen Höchststand. In der EU haben etwa 2,7 Millionen junge Erwachsene Kokain konsumiert. Neue Vertriebswege über das Internet und effizientere Schmuggelmethoden haben den Drogenmarkt grundlegend verändert und gefährliche Substanzen leichter verfügbar gemacht.
Die Herausforderung für Berlin und ganz Deutschland besteht nun darin, auf diese sich wandelnde Bedrohung angemessen zu reagieren. Experten fordern ein bundesweites Echtzeit-Monitoring-System, das gefährliche Substanzen frühzeitig erkennen und Warnungen aussprechen kann. Gleichzeitig bedarf es niedrigschwelliger Hilfsangebote und einer besseren Aufklärung über die spezifischen Risiken synthetischer Drogen. Während andere Bundesländer Erfolge im Kampf gegen Drogentote verzeichnen, steht Berlin vor der Aufgabe, eine gegenläufige Entwicklung zu stoppen – bevor weitere Leben verloren gehen.