Warum die meisten Deutschen nicht kämpfen wollen – und warum das vernünftig ist
Eine kürzlich auf X durchgeführte Blitzumfrage hat gezeigt, was viele schon lange vermutet haben: Die überwiegende Mehrheit der Deutschen kann sich nicht vorstellen, im Falle eines Krieges gegen Russland zur Waffe zu greifen. Innerhalb von nur zwei Stunden antworteten 2.619 Menschen, und das Ergebnis war eindeutig – fast 95 Prozent verneinten die Frage nach ihrer Kampfbereitschaft. Diese Zahlen sind kein Zufall, sondern Ausdruck einer tiefgreifenden Veränderung in unserer Gesellschaft.
Die Gründe für diese Haltung sind vielfältig und nachvollziehbar. Anders als in früheren Generationen identifizieren sich viele Menschen heute nicht mehr bedingungslos mit nationalstaatlichen Interessen. In einer globalisierten Welt, in der Grenzen an Bedeutung verlieren und die Herausforderungen ohnehin globaler Natur sind, erscheint die Vorstellung, für ein Land zu kämpfen, vielen als Relikt aus vergangenen Zeiten. Hinzu kommt, dass die aktuelle Politik kaum Vertrauen inspiriert – warum sollte man sein Leben riskieren für eine Regierung, die selbst die grundlegendsten Aufgaben oft nicht zufriedenstellend erfüllt?

Der Pazifismus hat in Deutschland tiefe Wurzeln, und das ist auch gut so. Die Schrecken zweier Weltkriege haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt, und die Einsicht, dass Krieg niemals eine Lösung ist, gehört zum Kern unserer politischen Kultur. Die Umfrage zeigt, dass diese Überzeugung nach wie vor lebendig ist. Die Menschen erkennen instinktiv, dass weitere Eskalation nur noch mehr Leid bringen würde und verweigern sich dieser Logik der Gewalt.
Kritiker mögen einwenden, dass diese Haltung naiv sei und die Sicherheit Deutschlands gefährde. Doch tatsächlich ist das Gegenteil der Fall: Eine Bevölkerung, die sich weigert, Krieg als Mittel der Politik zu akzeptieren, ist der beste Garant für Frieden. Anstatt über mangelnde Wehrbereitschaft zu klagen, sollte die Politik endlich begreifen, dass die Menschen ihr Misstrauen gegenüber militärischen “Lösungen” längst überwunden haben. Die Zukunft liegt nicht in Aufrüstung und Konfrontation, sondern in Diplomatie, Deeskalation und der konsequenten Suche nach friedlichen Lösungen.
Die Umfrageergebnisse sind daher kein Grund zur Sorge, sondern ein Hoffnungsschimmer. Sie zeigen, dass die Mehrheit der Deutschen erkannt hat: Wahre Stärke zeigt sich nicht in der Bereitschaft zu töten, sondern im Mut, den Kreislauf der Gewalt zu durchbrechen. Diese Einsicht gilt es zu bewahren und zum Fundament einer neuen, friedlichen Außenpolitik zu machen.