Von Olaf Kosinsky - <span class="int-own-work" lang="de">Eigenes Werk</span>, <a href="https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en" title="Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 de">CC BY-SA 3.0 de</a>, <a href="https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=92129360">Link</a>

Foto: Olaf Kosinsky – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0 de, Link

Die AfD in Brandenburg steht seit Jahren im Fokus der Öffentlichkeit – sei es aufgrund ihrer politischen Positionen, ihrer Wahlerfolge oder ihrer internen Konflikte. Doch hinter den Kulissen tobt ein Machtkampf, der exemplarisch für die Zerrissenheit der Partei steht. Im Mittelpunkt dieses Konflikts steht Klaus Baumdick, ein Gründungsmitglied des Landesverbands Brandenburg, der heute von eben jenem Verband mit allen Mitteln bekämpft wird. Die Geschichte von Baumdick ist nicht nur eine persönliche, sondern wirft ein Schlaglicht auf die internen Strukturen, Machtspiele und die Rolle des Verfassungsschutzes innerhalb der AfD.

Klaus Baumdick: Vom Gründungsmitglied zum Außenseiter

Klaus Baumdick war von Anfang an dabei. Als Gründungsmitglied des brandenburgischen Landesverbands der AfD hat er die Partei mit aufgebaut und sich über Jahre hinweg engagiert. Doch in den letzten Jahren ist er zunehmend ins Abseits geraten – nicht, weil er seine politischen Überzeugungen geändert hätte, sondern weil er internen Machtkämpfen zum Opfer fiel.

Der Konflikt eskalierte, nachdem Baumdick in einem internen Chat seines Kreisverbands eine kritische Bemerkung über den Landesvorsitzenden René Springer machte. Baumdick äußerte sinngemäß: „Wenn man sich so anschaut, was Springer alles macht, könnte man glatt meinen, der ist vom Verfassungsschutz.“ Diese Aussage blieb nicht lange intern, sondern wurde schnell von einem Kreismitglied an Springer weitergeleitet. Was folgte, war eine gezielte Kampagne gegen Baumdick, die ihn innerhalb der Partei isolierte und schließlich zu der Aufforderung führte, die Partei zu verlassen.

Die Rolle von René Springer: Machterhalt um jeden Preis?

René Springer, der Landesvorsitzende der AfD Brandenburg, steht im Zentrum der Vorwürfe. Ihm wird vorgeworfen, gezielt gegen unliebsame Mitglieder vorzugehen, um seine eigene Machtposition zu sichern. Ein zentraler Vorwurf ist der Versuch, Mitgliederparteitage in Delegiertenparteite umzuwandeln. Diese Strategie wird oft eingesetzt, um Einfluss auf die Wahl von Delegierten zu nehmen und so die Kontrolle über die Partei zu behalten.

Darüber hinaus soll Springer versucht haben, Mitglieder der Jungen Alternative (JA), der Jugendorganisation der AfD, auf wichtige Schlüsselpositionen zu setzen. Diese Taktik zielte darauf ab, loyalen Nachwuchs in Machtpositionen zu bringen und so langfristig die Kontrolle über die Partei zu sichern. Die Frage, die heute auf Parteitagen häufig gestellt wird – „Hat der Bewerber schon einmal außerhalb der Politik sein Geld verdient?“ – hat ihren Ursprung in diesem Vorfall. Sie spiegelt die Skepsis vieler Mitglieder gegenüber Karrierepolitikern, die ohne Berufserfahrung in hohe Positionen gelangen.

Die Isolation von Klaus Baumdick

Nachdem Baumdicks kritische Äußerung über Springer bekannt wurde, begann eine gezielte Kampagne gegen ihn. Auf einer Kreisvorsitzendenkonferenz soll Springer gefordert haben, Baumdick „ruhigzustellen“. Was folgte, war eine systematische Isolation Baumdicks innerhalb seines Kreisverbands. Er wurde von internen Entscheidungsprozessen ausgeschlossen, und seine Position innerhalb der Partei wurde zunehmend geschwächt.

Der Höhepunkt der Kampagne war eine schriftliche Aufforderung der zweiten Vorsitzenden des Kreisverbands, Gabriele Köhler, die Partei zu verlassen. Baumdick wurde aufgefordert, dies binnen sieben Tagen schriftlich zu bestätigen. Wer Baumdick kennt, weiß, dass er sich nicht so leicht einschüchtern lässt. Er bestätigte nichts – und machte damit deutlich, dass er nicht bereit ist, ohne Widerstand aufzugeben.

Die Drohung mit dem Parteiausschlussverfahren

Nun steht die Drohung im Raum, ein Parteiausschlussverfahren gegen Baumdick einzuleiten. Als Begründung wird „ungebührliches Verhalten“ angeführt, insbesondere die Veröffentlichung von AfD-Leak-Videos. Diese Videos, die interne Schwächen der Partei offenlegen, wurden von Baumdick im Wahlkampf genutzt – obwohl er selbst von diesem ausgeschlossen war.

Ob ein Parteiausschlussverfahren erfolgreich sein wird, ist ungewiss. Einerseits zeigen die Videos zwar interne Probleme der AfD auf, andererseits nutzte Baumdick sie stets im Kontext des Wahlkampfs. Die Frage ist, ob dies als ausreichender Grund für einen Ausschluss gewertet werden kann.

Die Rolle des Verfassungsschutzes

Ein weiterer Aspekt, der den Konflikt um Klaus Baumdick besonders brisant macht, ist die Rolle des Verfassungsschutzes. Der AfD-Landesverband Brandenburg hat in den letzten Jahren rund 60 Mitglieder enttarnt, die als V-Leute oder direkt beim Verfassungsschutz tätig sind. Es wird vermutet, dass dies nur die Hälfte der sogenannten Maulwürfe ist, die in der Partei aktiv sind.

Vor diesem Hintergrund wirkt es besonders ironisch, dass ausgerechnet René Springer, der Landesvorsitzende, mit Methoden arbeitet, die an Geheimdiensttaktiken erinnern. Die gezielte Isolation und Bekämpfung von unliebsamen Mitgliedern wie Klaus Baumdick wirft die Frage auf, ob die AfD selbst zu den Mitteln greift, die sie anderen vorwirft.

Ein Spiegelbild der AfD?

Der Fall Klaus Baumdick ist mehr als nur ein interner Machtkampf. Er ist ein Spiegelbild der Probleme, mit denen die AfD in Brandenburg und bundesweit zu kämpfen hat. Die Partei, die sich selbst als Alternative zum etablierten politischen System präsentiert, scheint zunehmend in denselben Strukturen und Machtspielen gefangen zu sein, die sie kritisiert.

Die Geschichte von Klaus Baumdick zeigt, wie schnell ein Gründungsmitglied, das einst zum Kern der Partei gehörte, zum Außenseiter werden kann. Sie zeigt auch, wie weit einige Parteimitglieder gehen, um ihre Macht zu sichern – selbst wenn dies bedeutet, langjährige Mitstreiter zu opfern.

Für die AfD in Brandenburg stellt sich die Frage, wie sie mit solchen internen Konflikten umgehen will. Wird sie weiterhin auf Ausschluss und Isolation setzen, oder wird sie einen Weg finden, ihre Differenzen intern zu klären? Die Antwort auf diese Frage wird nicht nur die Zukunft der Partei prägen, sondern auch ihr Image in der Öffentlichkeit.


Hintergrundinformationen:

  • AfD in Brandenburg: Die AfD ist in Brandenburg eine der stärksten politischen Kräfte und hat bei den letzten Landtagswahlen deutlich an Stimmen gewonnen. Gleichzeitig steht die Partei unter Beobachtung des Verfassungsschutzes.
  • Verfassungsschutz und V-Leute: Der Verfassungsschutz setzt in extremistischen Organisationen oft V-Leute ein, um Informationen über interne Strukturen und Aktivitäten zu sammeln. Die Enttarnung solcher V-Leute führt regelmäßig zu internen Krisen.
  • Junge Alternative (JA): Die Jugendorganisation der AfD steht ebenfalls im Fokus des Verfassungsschutzes und wird von vielen Beobachtern als besonders radikal eingestuft.

Der Fall Klaus Baumdick ist ein Lehrstück über Macht, Loyalität und die Grenzen des politischen Engagements. Er zeigt, wie schnell einst enge Verbündete zu Gegnern werden können – und wie weit einige gehen, um ihre Position zu sichern. Für die AfD in Brandenburg ist dies eine Herausforderung, die sie nicht ignorieren kann. Die Art und Weise, wie sie mit diesem Konflikt umgeht, wird nicht nur ihre interne Stabilität, sondern auch ihre Glaubwürdigkeit in der Öffentlichkeit beeinflussen.

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Von Nicole Hoffmann

Nicole Hoffmann, geboren 1995 im Südsudan, kam bereits als Säugling nach Deutschland. Nach dem tragischen Tod ihrer Mutter bei der Geburt wurde sie von einem deutschen Arzt, der zu dieser Zeit im Südsudan im Einsatz war, nach Deutschland gebracht. Hier fand sie ein neues Zuhause und wuchs in einer liebevollen Umgebung auf. Schon früh entwickelte Nicole ein starkes Interesse an Geschichten, Menschen und den Medien. Nach ihrem Abitur entschied sie sich für ein Studium der Medienwissenschaften in Berlin, einer Stadt, die sie mit ihrer Vielfalt und Kreativität sofort in ihren Bann zog. Während ihres Studiums sammelte sie erste praktische Erfahrungen in verschiedenen Redaktionen und entdeckte ihre Leidenschaft für den Journalismus. Heute lebt und arbeitet Nicole Hoffmann als Journalistin in Berlin. Sie schreibt investigativ und einfühlsam über gesellschaftliche Themen, Migration und die Geschichten hinter den Schlagzeilen. Ihr besonderes Interesse gilt dabei den Themen Identität, Herkunft und den Herausforderungen, die mit einem Leben zwischen verschiedenen Kulturen verbunden sind. Ihre eigene Biografie prägt dabei ihren Blick auf die Welt und ihre Arbeit. Nicole Hoffmann ist nicht nur eine talentierte Journalistin, sondern auch eine engagierte Stimme für Diversität und Inklusion in den Medien. Sie setzt sich dafür ein, dass marginalisierte Perspektiven mehr Gehör finden und arbeitet kontinuierlich daran, Brücken zwischen unterschiedlichen Welten zu schlagen. Mit ihrer klaren Haltung, ihrer Neugier und ihrem Einfühlungsvermögen ist Nicole Hoffmann eine vielversprechende Journalistin, die die Medienlandschaft in Deutschland bereichert.